Der Nase nach – für lebendige Flüsse

Die Nasen-Populationen sind durch künstliche Wanderhindernisse stark gefährdet. Durch gezielten Rückbau der Hindernisse und Revitalisierungen können die Bestände geschützt und gefördert werden. In der Wiese beim Hochbergerplatz in Kleinhüningen trifft sich die grösste bekannte Laichpopulation der Schweiz.

Lebensraum und Lebensweise

Die Nase war früher eine der dominierenden Arten unserer Flüsse. Sie galt als Hauptart des Rheins. Heute ist sie in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Schwärme laichender Nasen boten einst ein spektakuläres Schauspiel. Die Ankunft der Laichschwärme wurde mancherorts sogar mit der Sturmglocke bekannt gegeben, dann konnten Tausende von Nasen gefangen werden. In der Birsmündung wurden um 1840 noch 100’000 Nasen gefangen. Die Nasen sollen angeblich so dicht gestanden sein, dass man die Birs auf ihren Rücken trockenen Fusses überqueren konnte.

Bis in die 1970er-Jahre war die Nase in der Schweiz vielerorts verbreitet, auch wenn einzelne Laichgebiete wie z.B. die Birsmündung aufgrund von Lebensraumzerstörungen verloren gingen. Heute sind in der ganzen Schweiz noch 31 Laichgebiete mit 106 Laichplätzen bekannt. Die grösste bekannte Laichpopulation der Schweiz befindet sich in der Wiese beim Hochbergerplatz in Kleinhüningen, Kanton Basel-Stadt. Das Ablaichen erfolgt im Schwarm. Während der Laichzeit zwischen März und Mai tummeln sich dort hunderte von Individuen auf flach überströmten Kiesbänken - ein Naturschauspiel, welches sich lohnt zu besichtigen (siehe Video unten). Von der Wiesebrücke aus geniesst man einen guten Überblick über das Geschehen. Die Nasen suchen hier nach einem passenden Partner. Männchen und Weibchen entwickeln jetzt einen Laichausschlag mit weissen Punkten, vorallem im Kopfbereich. Die Weibchen haben in dieser Periode zusätzlich einen rötlich schimmernden Bauch. Sie kleben ihre Eier an Steine, wo diese durch die Männchen befruchtet werden. Nach wenigen Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven, welche vorerst im Kies der Kiesbänke leben. Später bevorzugen die kleinen Jungfische ruhigere Flachwasserzonen und ernähren sich dort von Plankton. Die Nase, die bis zwei Kilogramm schwer werden kann und in der Schweiz im Einzugsgebiet des Rheins vorkommt, hat hohe Ansprüche an die Lebensraumqualität. Sie gilt innerhalb der Schweizer Fischfauna als Fischart mit dem höchsten Spezialisierungsgrad in der Nahrung, wobei sie hauptsächlich Kieselalgen auf Steinen abgrast. Zusätzlich ernähren sich Nasen auch von Insektenlarven. Massnahmen zum Schutz dieser Fischart nützen auch vielen anderen heimischen Fischarten.

Laichende Nasen in der Wiese beim Hochbergerplatz, Kleinhüningen (BS), 18.4.2018.

Video: Tobias Walter

Gefährdung und Förderung

Da die Nasen grosse Laichwanderungen unternehmen - eine Nase kann pro Tag bis zu 23 km zurücklegen - sind die Populationen durch Wanderhindernisse stark gefährdet. Ein gezielter Rückbau bzw. Ersatz solcher künstlicher Hindernisse durch fischgängige Blockrampen ermöglicht den Fischen, ihre Laichplätze wieder zu erreichen. In der revitalisierten Birsmündung und in den revitalisierten Birsabschnitten unterhalb der Grün 80 konnten wieder Nasen beim Ablaichen beobachtet werden. Es gibt ermutigende Zeichen, dass Gewässerrevitalisierungen und Besatzmassnahmen zu einer Verbesserung der Bestandessituation dieser Fischart geführt haben.

Wissenschaftlicher Name: Nase, Chondrostoma nasus

Verwandtschaft: Die Nase gehört zur Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae). Mit Südwesteuropäischem Näsling (Parachondrostoma toxostoma, nur im Doubs vertreten) und Italienischem Näsling (Chondrostoma soetta, Vorkommen südlich der Alpen) sind zwei nah verwandte Arten auch in der Schweiz vertreten

Gefährdungsstatus (IUCN): Global: LC = nicht gefährdet, Europa: LC = nicht gefährdet, Schweiz: CR = vom Aussterben bedroht

Gefährdungsstatus gemäss Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei (VBGF): 1/E = vom Aussterben bedroht, europäisch geschützt nach Berner Konvention

Merkmal: Langgestreckter, seitlich silbriger und abgeflachter Körper. Unterständiges Maul mit verhornten Lippen zum Abweiden der Algen, Oberlippe als nasenartiger Fortsatz ausgebildet. Flossen meist rötlich

Körpergrösse: Maximal 60 cm

Gewicht: Maximal 2 kg

Alter: Circa 20 Jahre

Verbreitung: Mittlere und grössere Fliessgewässer Mittel- und Osteuropas mit starker Strömung und steiniger oder kiesiger Gewässersohle. Auch in Seen mit festem Untergrund vorkommend

Tobias Walter, 2022

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