Uhu: König der Nacht

Der Uhu ist der geborene Jäger. Wenn sich die grösste der Eulen in der Dämmerung in die Lüfte erhebt und ihre mächtigen Schwingen mit einer Spannweite von 1,8 Metern ausstreckt, ist sie eine Gefahr für viele kleinere Tiere. Markant am Aussehen dieses majestätischen Raubvogels, auch «König der Nacht» genannt, sind vor allem seine grossen Federohren und die leuchtend orangeroten Augen.

Der erste Blick täuscht: Die grossen Federohren des Uhus dienen nicht dem Hören, sondern geben vielmehr seine Stimmung wieder. Hat er gute Laune, ragen sie gerade in die Höhe. Nähert sich ein Feind, legt er sie eng an den Kopf an, reisst die Augen weit auf und sträubt das Gefieder.

Im Hören ist der Uhu ein wahrer Meister. Seine beiden Hörorgane befinden sich etwa auf Augenhöhe seitlich am Kopf, versteckt unter dem Federkleid. Das Ohr auf der einen Seite liegt dabei ein wenig höher als das auf der anderen Seite, weshalb der Schall zu unterschiedlichen Zeiten die Öffnungen erreicht. Das erlaubt es dem Uhu, genau zu hören, wie weit seine Beute entfernt ist.

Abwechslungsreicher Lebensraum

Der Uhu kommt in Europa, Nordafrika und in Asien vor. Er mag ein abwechslungsreiches Gelände und brütet bevorzugt in Felswänden und in Steinbrüchen. Dabei bleibt das Tier seinem Standort vorwiegend treu, sofern genügend Nahrung vorhanden ist. Zudem ist der Uhu ein Standvogel, der das ganze Jahr über an einem Ort bleibt und im Winter nicht wegzieht. Wie alle Eulen hält er keinen Winterschlaf, da auch im Winter ein gewisses Nahrungsangebot besteht: In der Abenddämmerung begibt er sich auf die Jagd auf andere Vögel und Mäuse.

Lebenslang treu

Ein Uhu bleibt seinem Partner meist sein ganzes Leben lang treu. Sowohl die Balz- als auch die Brutzeit des Uhus sind variabel, weil sie stark von der Temperatur und der Nässe abhängen. Die Balz der Uhus beginnt etwa im Februar, wobei schon den ganzen Winter über die Rufe dieser Raubvögel in den Wäldern zu hören sind. Bereits bei den Brutvorbereitungen (Brutmulden scharren) und während es ab etwa März zwei bis fünf Eier ausbrütet, wird das Weibchen von seinem Gefährten mit Nahrung versorgt. Besonders ist, dass der Bebrütungsbeginn der Eier nicht einheitlich ist, weil das Weibchen nach der Ablage des ersten Eies sofort mit dem Brüten beginnt. Als Brutplätze benutzt der Uhu gerne Habicht- oder Bussardnester, Kirchtürme, Steinbrüche, Felsennischen oder für ihn eingerichtete Nisthilfen, baut aber selbst keine Nester.

Einige Tage, bevor die Uhuküken nach einer Brutzeit von ca. 35 Tagen schlüpfen, häufen die Eltern einen Fressvorrat im Nest an, damit sie die Kleinen gleich füttern können. Wenn die Uhus geschlüpft sind, werden sie ungefähr fünf Monate lang von den Eltern gefüttert. Die Beute befreien die Eltern teilweise an bestimmten Rupfplätzen von ihrem Gefieder oder Fell, bevor sie sie an die Jungen verfüttern.

Alle unverdaubaren Bestandteile – wie Felle und Knochen – würgen die Tiere als kleine «Bällchen», sogenannte Gewölle, wieder hervor. Mit neun bis zehn Wochen sind die kleinen Uhus flügge und begleiten ihre Eltern auf der Jagd. Ende September bis Anfang Oktober verlassen die Jungtiere dann ihre Eltern und sind von nun an auf sich allein gestellt.

Brutzyklus der Uhus

Grösster Feind: der Mensch

In der Vogelwelt ist der Jäger nicht sonderlich beliebt. Angriffe von anderen Raubvögeln – wie von Bussarden oder Habichten –, auf die Jungtiere stehen an der Tagesordnung. Zum Glück ist meist die Mutter der kleinen Uhus in der Nähe, um die Jungen zu beschützen.

Da der Uhu an der Spitze der Nahrungskette steht, hat er, wenn er ausgewachsen ist, fast keine natürlichen Feinde. Sein grösster Feind ist der Mensch. Früher wurde der Uhu gejagt, weil die Jäger ihn als Konkurrenten für die Nahrungsbeschaffung sahen. Es kommt immer noch vor, dass Uhus mit Schrotflinten aus ihren Nestern geschossen werden. Auch Fälle von illegaler Greifvogelvergiftung treten immer wieder auf. Die meisten Uhus sterben allerdings wegen Stromleitungen, im Verkehr oder aufgrund von Stacheldrähten. 

Das frisst der Uhu

Der Speiseplan des Spitzenprädators Uhu ist sehr umfangreich: Der Raubvogel erbeutet Säugetiere wie Ratten, Mäuse, Igel, Eichhörnchen und Kaninchen sowie Vögel wie Krähen und Tauben. Manchmal ernährt er sich zudem von Amphibien (z.B. Frösche) und Reptilien (z.B. Echsen) sowie von Aas.

Gefahren für den Uhu

Da Uhus auch am Boden brüten und sich die Tageseinstände der Junguhus am Boden befinden, werden sie durch Arbeiten in Kiesgruben oder durch Freizeitaktivisten gestört, die aus Unwissenheit oder aus mangelnder Rücksicht die Brutplätze zerstören oder die Tiere aufschrecken. Die Tiere geraten dann in Panik und werden zu einer überstürzten Flucht gezwungen.

Wissenschaftlicher Name: Uhu, Bubo bubo

Verwandtschaft: Familie: Eigentliche Eulen (Strigidae), Ordnung: Eulen (Strigiformes)

Gefährdungsstatus (IUCN): Global: LC = nicht gefährdet, Schweiz: VU = verletzlich

Körpergrösse: 60 bis 70 cm, Flügelspannweite bis zu 180 cm, Weibchen grösser und schwerer

Gewicht: 2 bis 3,2 kg

Verbreitung: Der Uhu hat ein grosses Verbreitungsgebiet. Er passt sich stark den Bedingungen seines jeweiligen Lebensraumes an und lebt in Mitteleuropa im Gebirge und in den Alpen. Zudem ist er in Nordafrika und Eurasien ostwärts bis an den Pazifik und südwärts bis Indien und Südchina anzutreffen. Er lebt in auch in Wüstengebirgen, in lichten Nadelwäldern, in subtropischen Breitengraden und an Meeresküsten.

Text: Viviane Winter, überarbeitet im Januar 2023 von Lea Bosshart

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