Einseitig, aber begabt

Der Biologe Paul Imbeck-Löffler war während langer Jahre Leiter der Abteilung Natur und Landschaft des Kantons Basel-Landschaft. Aufgewachsen ist er in Muttenz, wo er noch immer wohnt.

Der gross gewachsene Mann mit kantigem Gesicht erweist sich als freundlicher Herr. Und eine Prise Humor hat er auch: «Begabung und Interesse sind bei mir sehr einseitig», bemerkt er.

Paul Imbeck-Löffler interessierte sich von Kindesbeinen an für die Natur. In Muttenz aufgewachsen, verbrachte er seine Freizeit im Hardwald, oft zusammen mit seinem Primarschulkollegen Franz. «Wir wussten, wo welche Tiere waren, und beobachteten sie.»

Zwei Primarschüler retten Frösche

«Als Anfang der 1960er-Jahre die Autobahn in der Hard gebaut wurde, gab es Dolenschächte, die wochenlang offen blieben. Da schauten wir hinein und sahen unten drin Frösche. ‹Das geht ja nicht!›, sagten wir uns, und gingen jeden Mittwoch die Frösche aus den Schächten holen. Wir fanden da auch Geburtshelferkröten.» Ab etwa vierzehn machte Paul Imbeck-Löffler im Jugendnaturschutz von Pro Natura mit.

Ganz besonders faszinierten Klein Paul die Schmetterlinge ‒ diese Schönheit noch des gewöhnlichsten unter ihnen! Und die geheimnisvolle Verwandlung von der Raupe über die Puppe zum Schmetterling. Die Faszination ausgelöst hatte eine Schwalbenschwanzraupe. Aber sein Bubentraum, einmal einen Schmetterling schlüpfen zu sehen, hat sich bis heute nicht erfüllt.

Aufschwung im Bereich Natur- und Landschaftsschutz

Bei seiner einseitigen Begabung erstaunt es nicht, dass Paul Imbeck-Löffler Biologie als Studienfach wählte. Nach dem Abschluss wirkte er zwei Jahre als Biologielehrer. 1984 stieg Paul Imbeck-Löffler beim damaligen Amt für Naturschutz und Denkmalpflege ein. Anfänglich war er da im Bereich Naturschutz eine «Einzelmaske». Später entstand die Abteilung Natur und Landschaft, sie wurde schrittweise ausgebaut und Imbeck-Löffler übernahm die Leitung.

In den 1980er-Jahren erkannten die Naturschutzverbände die Notwendigkeit eines Natur- und Landschaftsschutzkonzeptes für den Kanton Baselland. Andreas Koellreuter, FDP-Landrat, später Regierungsrat, reichte eine Motion ein, die so ein Konzept verlangte. Die Motion wurde an den Regierungsrat überwiesen. «Und so fasste ich den Auftrag», resümiert Imbeck-Löffler knapp.

Zuerst galt es darzulegen, was denn schützenswert sei im Baselbiet. Das führte zum Buch «Natur aktuell», erschienen 1989, das versucht, die Naturwerte im Kanton in der ganzen Breite aufzuzeigen. Ein Jahr später präsentierte das Buch «Natur konkret» ein kantonales Natur- und Landschaftsschutzkonzept, ein Mehrjahresprogramm mit allen zu ergreifenden Massnahmen samt Kostenrahmen. «Ende 80er-, Anfang 90er-Jahre Jahre herrschte eine Aufbruchstimmung im Bereich Umweltschutz», erklärt Imbeck-Löffler. «Mit der Jahrtausendwende kippte die Stimmung; es kamen dann auch gewisse Sparübungen, die den Natur- und Umweltschutz wieder bremsten.»

Paul Imbeck-Löffler war nicht Alleinautor von «Natur aktuell» und «Natur konkret» ‒ «Allein kann man nichts erreichen», hält er fest ‒ er schrieb Teile davon, vor allem agierte er als Koordinator und Redaktor. Die beiden Publikationen hatten etwas Bahnbrechendes: «Natur aktuell» war die erste Gesamtschau zu den Naturwerten im Kanton Baselland und enthielt die ersten kantonalen Roten Listen gefährdeter Pflanzen und einiger Tiergruppen. «Natur konkret» beinhaltende das womöglich erste umfassende Naturschutzkonzept in der Schweiz. «Zwar waren andere Kantone schneller, sie erarbeiteten aber eher sektorielle Konzepte. Eine Sicht in der ganzen Breite, mit Verantwortung für jede Amtsstelle, jeden Bereich, das war meines Wissens erstmalig.»

Sonderfall: Baselbiet richtet Naturschutzgebiete im Wald ein

Anfang der 1980er-Jahre startete die Landschaftsplanung. Da stellte Baselland einen Sonderfall dar, denn der Regionalplan Landschaft gab vor, dass auch Waldflächen als Naturschutzgebiete auszuscheiden waren. Das war damals unüblich. «Die Festlegung dieser Waldreservate führte schon zu Widerstand», räumt Paul Imbeck-Löffler ein. «Man raufte sich aber zusammen. Die beiden wichtigsten Naturschutzprogramme des Kantons, ‹Biodiversitätsförderung in der Landwirtschaft› (ab 1989) und ‹Naturschutz im Wald› (ab 1998) wurden sehr erfolgreich, weil alle Seiten mitzogen.» Bezüglich Naturschutz im Wald war Baselland eine Zeitlang der führende Schweizer Kanton. (Siehe Interview mit Markus Plattner Seite X.)

Fleissiger Teamplayer

Als Naturschützer von Amtes wegen zeichnete sich Imbeck-Löffler aus durch Überzeugungskraft, Ausdauer und Einsatz. In der Sache hartnäckig, im Umgang mit Kolleginnen und Partnern ein Teamplayer. Er war «so etwas wie ein Rädelsführer», formulierte Ueli Meier, Vorsteher des Amts für Wald beider Basel, in seiner launigen Ansprache zu Imbeck-Löfflers Pensionierung im November 2018.

Mit dem Buch «Tagfalter und Widderchen der Region Basel …», erschienen 2017, setzte Paul Imbeck-Löffler seinen Lieblingstieren, den Schmetterlingen, ein Denkmal. Es ist auch ein Bestimmungsbuch. Und es hat den Rang eines Standardwerks.

Markus Bär
Zuerst erschienen im WWF Magazin Region Basel vom Juni 2022. 


Literatur:

Imbeck-Löffler, Paul; Hofer, Hans Rudolf. Natur aktuell: Lagebericht zur Situation der Natur im Kanton Basel-Landschaft im Jahr 1988: Grundlagen für ein Natur- und Landschaftsschutzkonzept. 343 Seiten. Liestal 1989, Verlag des Kantons Basel-Landschaft

Imbeck-Löffler, Paul; Hufschmid, Niklaus. Natur konkret: Natur- und Landschaftsschutzkonzept. 336 Seiten. Liestal 1990, Verlag des Kantons Basel-Landschaft

Imbeck-Löffler, Paul. Tagfalter und Widderchen der Region Basel Nordwestschweiz/Süd-Baden/Süd-Elsass. 592 Seiten. Liestal 2017, Verlag des Kantons Basel-Landschaft

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