Munter, quirlig, engagiert: Suzanne Oberer - geschickte Netzwerkerin

Seit Jahrzehnten engagiert sich Suzanne Oberer-Kundert im Umweltbereich. Sie machte zehn Jahre lang Verkehrspolitik, dann 25 Jahre Vogelschutz. Seit drei Jahren ist Suzanne Oberer Präsidentin von BirdLife Schweiz. Besonders erfolgreich ist sie im Schmieden von Allianzen für den Natur- und Vogelschutz.

Eine freundliche muntere Frau mit sehr wachem Blick empfängt mich. Suzanne Oberer-Kundert ist seit 2015 Präsidentin des Naturschutzverbands Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, dem Dachverband der 450 Natur- und Vogelschutzvereine. Zu ihrer Wahl durch die Delegierten sagt sie nur: «Es waren alle froh, dass das jemand macht ‒ ich nahm die Herausforderung gerne an.»

Zuvor war sie Präsidentin des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverband BNV, einer Kantonalsektion von BirdLife Schweiz. Der Wechsel vom Präsidium des BNV ins Präsidium der Dachorganisation BirdLife mag wenig überraschend erscheinen. Der vorangehende Wechsel aber schon: Suzanne Oberer war lange Jahre aktives Mitglied des Verkehrs-Clubs der Schweiz VCS. Es gehe beiden Organisationen um den Erhalt unserer Natur, erläutert Oberer. «Als mein Mann und ich beim VCS aktiv wurden, waren wir überzeugt, dass die Mobilität der Schlüsselfaktor der Naturzerstörung ist.» Innerhalb des VCS befasste sich Suzanne Oberer vor allem mit dem damals aktuellen SBB-Projekt «Bahn 2000» in ihrer Region. Aktive Verkehrspolitik betrieb sie mit der von ihr gegründeten VCS-Gruppe Mittleres Baselbiet.

«Mich zog es zur Natur»

Weshalb weg vom VCS, hin zum BNV? «In der Arbeit beim VCS begegnet man der Natur kaum direkt, man betreibt Verkehrspolitik, Tagespolitik, man hat mit der Verwaltung und mit Politikern und Politikerinnen zu tun – mich zog es zur Natur, die ich doch zu schützen versuchte, und ich wollte mehr darüber erfahren.» Suzanne Oberer stürzte sich ins Studium der Naturzusammenhänge, machte die dreijährige Ausbildung in Feldornithologie. «Von da an waren die Vögel mein Thema.»

Als Kantonalpräsidentin leistete Oberer viel Knochenarbeit in der Umsetzung. Jetzt, als Präsidentin von BirdLife, kann sie sich auf eine Geschäftsstelle mit dreizehn Mitarbeitenden stützen. «Jetzt arbeite ich eher auf der strategischen Ebene, muss keine Mitgliederlisten und Einladungen mehr tippen.» Aber noch immer hilft sie regelmässig mit auf der Beringungsstation Ulmethöchi ob Lauwil oder bei Natureinsätzen im Natur- und Vogelschutz Liestal.

Ihr erstes Präsidialjahr bei BirdLife war das Jahr des Haussperlings. Als langjährige Delegierte glaubte sie den Verband gut zu kennen. «Aber der nationale Dachverband ist nicht der kantonale Verband ... Ich wusste vieles doch nicht so genau. Da merkte ich, dass ich ein bisschen frech werden musste, überall wie ein Spatz dazuflattern, fragen, schauen, wie es läuft.»

Im zweiten Jahr, dem des Buntspechts, richtete sie sich ein in ihrem Amt: «Ich zimmerte meine Höhle wie der Buntspecht. Da fliegen die Späne, es braucht viel Energie!»

Nun, im laufenden Jahr der Wasseramsel, ist Suzanne Oberer im Element wie die Wasseramsel an rasch fliessenden, klaren Bächen und Flüssen. «Ich fühle mich sehr quirlig, habe die nötige Sicherheit gewonnen und kann wieder nach aussen wirken.»

Schafft Allianzen, beschafft Finanzen

Und wie sie wirkt! Suzanne Oberer ist eine exzellente Netzwerkerin. Noch als BNV-Präsidentin ging sie mit ihrem Vorstand auf den Vogelschutzverband Solothurn zu und stellte mit ihm die gemeinsame Biodiversitäts-Kampagne «Vernetzte Vielfalt» auf die Beine. 78 Projekte wurden in dieser ersten gemeinsamen Kampagne zweier kantonaler Vogelschutzverbände durchgeführt und 2014 abgeschlossen: Es wurden Eichen für den Mittelspecht gepflanzt, Teiche saniert, Feuchtbiotope geschaffen, alte Steinbrüche aufgewertet und belebt, Trockenmauern errichtet … Den Verein «Hopp Hase» hat sie als Vertreterin des BNV gemeinsam mit JagdBaselland und Pro Natura Baselland ins Leben gerufen. Und für den Aufbau des Projekts «Ameisenzeit» zur Förderung der Waldameisen kooperierte sie mit WaldBeiderBasel.

Waldeigentümer, Jäger, Naturschutzorganisationen: Suzanne Oberer holt sie alle ins Boot. Zudem ist sie eine geschickte Fundraiserin. Immer wieder ist sie entscheidend daran beteiligt, die Mittel für grosse Projekte aufzutreiben, schafft es aber auch, für die vielfältige «Kleinarbeit» der regionalen Natur- und Vogelschutzvereine Finanzquellen zu erschliessen.

Ihre Arbeit für BirdLife im Umfang von etwa 40 Stellenprozent leistet Suzanne Oberer ehrenamtlich, sie erhält dafür keine Entschädigung. So wenig wie die vielen Macherinnen und Macher der 450 lokalen Naturschutzvereine von BirdLife oder die Präsidentinnen und Präsidenten der Kantonalverbände.

Markus Bär
Zuerst erschienen im WWF Magazin Region Basel vom Dezember 2017. 


Weitere Informationen:

www.birdlife.ch

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