Wiese - Trinkwasserreservoir und Lachsfluss
Die Wiese wurde stark kanalisiert. Zur Trinkwassergewinnung wird heute in den Langen Erlen Rheinwasser zur Versickerung gebracht, und bedeutende Wieseabschnitte werden für Wanderfische wie den Lachs revitalisiert.
Einzugsgebiet
Die Wiese entspringt in der unmittelbaren Umgebung des Feldbergs. Sie entwässert auf fast 55 km Länge eine Fläche von 437 km². Erst fliesst sie Richtung Todtnau und Schönau, dann über Schopfheim nach Lörrach. Auf den letzten sechs Kilometern fliesst die Wiese im Kanton Basel-Stadt, wo sie schliesslich in Kleinhüningen in den Rhein mündet.
Wirtschaftliche Bedeutung und Nutzung
Die Wiese ermöglichte die Ansiedlung der Textilindustrie. Ihr Wasser wurde zum Antrieb von Wasserrädern in Spinnereien und zum Bleichen oder Färben von Stoffen verwendet. Heute wird das Wasser der Wiese mit zehn Kleinwasserkraftwerken zur Elektrizitätserzeugung genutzt. In den Langen Erlen wird vorgereinigtes Wasser aus dem Rhein zur Versickerung gebracht und anschliessend das gereinigte und angereicherte Grundwasser stromabwärts von Pumpbrunnen wieder gefördert und als Trinkwasser für die Stadt eingesetzt.
Gewässerstruktur und Ufervegetation
Die ursprünglich frei in der Auenebene fliessende Wiese wurde im 19. Jahrhundert kanalisiert. Oberhalb des Erlenparkstegs bis zur Weilstrasse sind die Ufer geradlinig und bis an die Gewässersohle hart verbaut. Ebenfalls kanalisiert zwischen hart verbauten Ufern verläuft das Flussbett im untersten Abschnitt der Wiese bis zur Mündung in den Rhein. Strukturierende Elemente im Uferbereich wie Flachwasserzonen, Totholz oder Steinansammlungen fehlen. Die Vernetzung von Wasser und Land ist - im Gegensatz zum bereits revitalisierten Abschnitt in den Langen Erlen - nicht vorhanden. Die Längsvernetzung für die Fischwanderung flussaufwärts ist aufgrund des Schliesse-Wehrs und einiger noch vorhandenen, künstlichen Abstürzen bzw. Schwellen nicht gewährleistet. Eine Vernetzung der Wiese mit dem linksufrigen Teichsystem ist nur flussabwärts via Neuem Teich, Riehenteich und dem Wildschutzkanal möglich.
Die Langen Erlen sind geprägt durch einen naturnahen Laubmischwald mit standorttypischen Pappeln, Weiden und Erlen, welche heute die letzten Rückzugsgebiete für Auenarten der Wieseebene darstellen. Ausflugstipp. Die vereinzelt auf dem Wiesendamm vorkommenden, nicht standorttypischen Robinien sollten durch Birken, Eichen und Eschen ersetzt werden.
Fischfauna
Die Wiese zählt im betrachteten Abschnitt von der Landesgrenze zu Deutschland bis zur Mündung in den Rhein zur Äschenregion.
Im Herbst 2011 wurden in den Untersuchungsstrecken an der Wiese, im Neuen Teich und im Mühleteich folgende Fischarten nachgewiesen: Alet und Elritze gehörten in allen Strecken zu den häufigsten Arten. In der Wiese waren auch Barbe und Schmerle sehr häufig. In einzelnen Strecken wurden Schneider und Stichling, in der obersten Strecke des Neuen Teichs und in der untersten Wiesenstrecke auch Äschen gefangen. Selten festgestellte Arten waren Bachforelle, Lachs (Besatz), Regenbogenforelle und Strömer. Im Bereich des Hochbergerplatzes in Kleinhüningen liegt einer der letzten grösseren Laichplätze für die in der Schweiz vom Aussterben bedrohte Nase (Nasenlaichplatz von nationaler Bedeutung). Das stark gefährdete Bachneunauge wurde in der Wiese und im Mühleteich, ein Nebengewässer der Wiese bei Riehen, in grosser Dichte festgestellt. In der obersten Wiesestrecke vor der Landesgrenze zu Deutschland wurden zahlreiche Aale entdeckt.
Biologische Besonderheiten
An der Wiese treten immer wieder seltene Arten auf, wie die Eintagsfliegenarten Baetis liebenauae und Ecdyonurus insignis oder die Steinfliegenart Perla abdominalis, und auch die Köcherfliegenart Anomalopterygella chauviniana. Eingegraben in der Sohle der Wiese entwickeln sich zudem die Larven der Kleinen Zangenlibelle Onychogomphus forcipatus.
Revitalisierungsvorhaben
Die Wiese im Kanton Basel-Stadt wird umfassend revitalisiert. Der Abschnitt auf der Höhe des Tierparks Langen Erlen wurde bereits im Jahre 2000 revitalisiert. Ausflugstipp. Für den flussabwärts anschliessenden Abschnitt Freiburgerbrücke bis Mündung in den Rhein erfolgte eine Revitalisierung ab 2016, bei welcher u.a. zahlreiche künstliche Schwellen im Bereich der Freiburgerbrücke durch fischgängige Blocksteinriegel ersetzt wurden. Der Abschnitt oberhalb der Erlenparkbrücke flussaufwärts bis zur Landesgrenze soll im Rahmen des Projektes WieseVital revitalisiert und der Hochwasserschutz optimiert werden.
Entsprechend der Revitalisierungsplanung des Kanton Basel-Stadt sollen mit hoher Priorität das Aufstiegshindernis beim Schliesse-Wehr und die noch verbleibenden höheren Schwellen saniert werden. Damit ist der Aufstieg vom Rhein in die Wiese für die Zielarten Lachs, Nase, Bachforelle, Barbe und Äsche bis zur Landesgrenze gewährleistet.
Tobias Walter, 2022