1000 Quadratkilometer Jura-Naturpark
Ein regionaler Naturpark im Baselbieter, Solothurner und Aargauer Jura mit 1000 Quadratkilometer Fläche? Träumerei von Naturliebhabern – oder realisierbare Vision? Wir wollten es wissen.
Mit der Teilrevision des eidgenössischen Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) wird es in der Schweiz möglich, regionale Naturparks zu schaffen. Ein Naturpark muss in einem Gebiet entstehen, das sich durch seine Natur- und Kulturlandschaft besonders auszeichnet; er muss mindestens 100 Quadratkilometer umfassen, von einer lokalen Initiative getragen sein und muss anstreben, die Anliegen des Natur- und Landschaftsschutzes mit den Zielsetzungen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und der Tourismusförderung zu verbinden.
Schutz und Nutzen
Ein Naturpark ist keine Käseglocke, die über Dörfer und Landschaften gestülpt wird, sondern ein kluges Konzept, um Schutz und Nutzen zu verbinden. Und die Erfolgswelle gibt dem Anliegen recht. Bevor das Gesetz noch beraten oder verabschiedet worden wäre, haben sich bereits über dreissig regionale Park-Initiativen gebildet. Dies zeigt, dass die Neuerungen regional starken Rückhalt haben und dass es auf dem eingeschlagenen Weg keine Umkehr mehr gibt.
Im Juraraum der Nordwestschweiz bestehen mit den Initiativgruppen „Erlebnisraum Tafeljura" (BL), „Dreiklang Aare-Jura-Rhein" (Fricktal) und „Region Thal" (SO) bereits drei Projekte.
Vogesen – Schwarzwald – Jura
Die Schweiz koppelt mit dem regionalen Naturpark auch an eine Idee an, die im europäischen Ausland erfolgreich umgesetzt wird. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft bestehen der „Parc Naturel Régional des Ballons des Vosges" mit einer Fläche von fast 3000 Quadratkilometern sowie der noch etwas grössere „Naturpark Südschwarzwald".
Doch verglichen mit dem Schweizer Jura sind die Voraussetzungen der Parkgebiete des Schwarzwaldes und der Vogesen zum Teil recht unterschiedlich. Dort spielt der Tourismus eine wichtige Rolle und in den letzten Jahren wurden von der Landwirtschaft grosse Flächen aufgegeben. Wichtige Zielsetzungen sind denn auch Tourismusförderung und Offenhaltung der Landschaft. Naturschützerische Zielsetzungen werden zudem grossflächig gefördert (z.B. Naturschutzgrossprojekt Feldberg, Belchen oder oberes Wiesental).
Im Schweizer Jura hingegen beschränkt sich die touristische Nutzung hauptsächlich auf den Tagestourismus aus den umliegenden Ballungsräumen. Die flächendeckende landwirtschaftliche Nutzung ist bis anhin gewährleistet. Durch die Aufgabe traditioneller Nutzungen wie z.B. der Hochstammobstkultur und durch die Intensivierung der Landwirtschaft verarmt die Landschaft jedoch auch hier zusehends.
Schwerpunkte für einen regionalen Naturpark
Vor diesem Hintergrund ergeben sich für einen möglichen regionalen Naturpark in der Nordwestschweiz zum Teil andere Zielsetzungen als im Ausland:
- Verbesserter Schutz und Förderung der regional wichtigen Lebensräume und deren Zielarten (z.B. Hochstammobstgärten, Trockenwiesen und -weiden, Laubwälder) sowie die Vernetzung dieser Gebiete. Ausscheiden von Grossschutzgebieten.
- Verstärkung des Schutzes und der Pflege der Landschaft, um ihre besonderen Werte zu erhalten und aufzuwerten.
- Verbesserte Vermarktung lokaler Produkte.
- Förderung und Aufbau eines sanften Mehrtagestourismus.
Sinn und Zweck der Studie
Ziel des WWF Region Basel ist es, mit einer Machbarkeitsstudie zu prüfen, ob ein regionaler Naturpark in der Nordwestschweiz, speziell im Baselbieter Jura, realistisch ist. Dazu mussten zuerst Kriterien entwickelt werden, anhand derer sich das Potenzial prüfen und ein möglicher Perimeter festlegen liess. Es ging uns nicht um konkrete Initiativen oder die Gründung von lokalen Vereinen – diese bestehen mit den drei erwähnten Projekten bereits –, sondern um einen „akademischen" Konkretisierungsvorschlag.
Absicht dahinter ist auch, im Kanton Baselland die Parkidee in Zusammenhang mit dem kantonalen Richtplan, der nächstens in die Vernehmlassung geht, zur Diskussion zu stellen.
Jost Müller, 2005