Schwarzmundgrundel - invasiver blinder Passagier

Seit 2011 lebt die Schwarzmundgrundel aus dem Schwarzmeerraum im Rhein bei Basel. Sie wurde im Ballastwasser von Frachtschiffen in die Schweiz eingeschleppt. Diese Fischart konkurrenziert mit einheimischen bodenlebenden Arten um Lebensraum und Nahrung. Als Laichräuber stellen sie eine grosse Gefahr für sensible Fischarten wie die Äsche oder die Forelle dar, und zudem gefährden sie die Wiederansiedlung des atlantischen Lachses. Auch menschliches Verhalten trägt stark zur Ausbreitung bei.

Lebensraum und Lebensweise

Die Schwarzmundgrundel lebt als Grundfisch ohne Schwimmblase hauptsächlich auf der Gewässersohle von grossen Flüssen bzw. auf dem See- und Meeresboden und bevorzugt sandigen oder steinigen Grund. Im Sommer hält sie sich im flachen Wasser und im Winter in Tiefen von bis zu 30 Meter auf. Die Schwarzmundgrundel ist amphidrom, d.h. sie wandert zum Nahrungserwerb und zur Überwinterung regelmässig vom Meer- ins Süsswasser. Sie toleriert hohe Schwankungen der Wassertemperatur, des Salzgehaltes und auch geringe Sauerstoffgehalte.

Laichzeit der Schwarzmundgrundel ist von April bis September. Das Weibchen legt grosse, ovale Eier und klebt diese an Steine, Muscheln und Wasserpflanzen. Die während der Laichzeit schwarzen Männchen bewachen die Eier. Nach zwei Wochen schlüpfen voll entwickelte Jungfische. Die Weibchen werden nach zwei bis drei Jahren und die Männchen nach drei bis vier Jahren geschlechtsreif. Die Männchen sterben nach der Laichsaison.

Die Nahrung der Schwarzmundgrundel besteht aus Wirbellosen (hauptsächlich Mollusken wie Schnecken, Muscheln etc.), kleinen Fischen und dem Laich anderer Fischarten wie der Äsche oder der Bachforelle.

Einwanderung

Hauptgrund für die starke Zunahme von eingewanderten Tierarten (Neozoen) ist die Verbindung der ursprünglich getrennten Gewässersysteme des Rheins und der Donau durch den Rhein-Main-Donau-Kanal im Jahr 1993. Neozoen wurden seither mit dem Schiffsverkehr eingeschleppt oder sind aktiv eingewandert.

Seit Herbst 2011 werden im Rhein die aus dem Schwarzmeerraum stammende Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) und die Kessler-Grundel (Ponticola kessleri) nachgewiesen, welche beide zu den Schwarzmeergrundeln gehören. Vermutlich sind die invasiven Schwarzmeergrundeln im Rhein in Basel als Larven im Ballastwasser von grossen Rheinschiffen angekommen. Um eine ausreichende Stabilität der Frachtschiffe bei Leerfahrten oder bei Fahrten mit wenig Ladung zu gewährleisten, wird in sogenannten Ballasttanks Wasser mitgeführt. Im Ballastwasser sind unvermeidlich Organismen enthalten, von denen viele während der Fahrt sterben. Die überlebenden Organismen werden mit dem Ballastwasser aus dem Schiff abgelassen, wobei sie als sogenannte Neozoen in ein fremdes Ökosystem gelangen. Die Grundeln können sich aktiv schwimmend ausbreiten, oder sie kleben ihre Eier an Schiffsrümpfe. Die illegale Verwendung als Köderfische oder das Aussetzen von Fischen sind zusätzliche Ausbreitungswege.

Blockschüttungen an den kanalisierten Flüssen bieten der Schwarzmundgrundel ideale Laichbedingungen, wobei das Lückensystem zwischen den Steinblöcken zum Ablaichen genutzt wird. Die ebenfalls eingewanderte Dreiecksmuschel (Dreissena polymorpha) und die asiatische Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) bieten der Schwarzmundgrundel ein grosses Nahrungsangebot. Dabei knackt die Grundel die Muschelschale mit den starken Schlundzähnen auf. Die Fischart konkurriert mit einheimischen bodenlebenden Fischarten um Lebensraum und Nahrung und sie stellt zudem als Laichfresser eine Bedrohung für gefährdete Fischarten wie die Nase, Äsche, Groppe, Barbe oder Bachforelle dar. Obwohl die Schwarzmeergrundeln nicht besonders schwimmstark sind, haben sie sich bereits bis oberhalb des Kraftwerks Säckingen ausgebreitet und es muss auch mit der Überwindung des Kraftwerks Laufenburg gerechnet werden.

Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung

Um die Invasion der beiden Schwarzmeergrundeln einzudämmen wurde im Jahr 2016 die nationale Grundelstrategie entwickelt. Als eine konkrete Massnahme wird die Wirksamkeit einer selektiven Grundelsperre untersucht. Dabei soll das stromaufwärts gerichtete, selbstständige Durchschwimmen der Schwarzmeergrundeln von Fischtreppen bei Wasserkraftanlagen am Hochrhein und somit die Weiterverbreitung dieser Fischarten verhindert werden. Idealerweise hält eine solche Sperre die schwimmschwachen Grundeln vom Aufstieg ab, währenddem alle einheimischen Fischarten die Fischtreppen passieren können. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die einheimische Groppe (Cottus gobio) oder der Gründling (Gobio gobio) sehr ähnliche Fortbewegungsstrategien wie die eingewanderten Grundeln haben. Mehr Forschung bezüglich der Feldtauglichkeit einer solchen Grundelsperre ist nötig.

Von Fachstellen wurden zudem Merkblätter für die Bevölkerung (Fischer, Bootsbesitzer bezüglich passiver Ausbreitung) verfasst, um die weitere Ausbreitung der Grundeln zu reduzieren. Es wird vermutet, dass durch Räuber-Beute-Systeme teilweise eine Regulation der Schwarzmundgrundel stattfindet. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Zander, Hecht und Egli und auch Graureiher und Kormorane die Schwarzmundgrundel jagen. Andererseits gilt die Schwarzmundgrundel nach wie vor als eine für die einheimische Flussfauna bedrohliche Art, weil sie den Laich von Zander, Hecht, Egli und anderen einheimischen Fischarten frisst und damit die Reproduktion massiv beeinträchtigt. Seit 2012 wird im Rheinhafen Kleinhüningen ein regelmässiges Populationsmonitoring der Grundeln mit Reusen durchgeführt, um die lokale Bestandsentwicklung weiter zu verfolgen. Eine komplette Elimination der invasiven Grundeln ist leider praktisch ausgeschlossen.

Wissenschaftlicher Name: Schwarzmundgrundel, Neogobius melanostomus

Verwandtschaft: Die Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) gehört zur Familie der Grundeln (Gobiidae) und zur Gattung Neogobius. Neogobius melanostomus affinis gilt als Unterart.

Gefährdungsstatus (IUCN): Global: LC = nicht gefährdet, Schweiz: eingewandert, kein Status IUCN

Merkmal: Zu einem Saugnapf verwachsene Bauchflossen, schwarzer Augenfleck auf Rückenflosse

Körpergrösse: 15 cm bis maximal 35 cm

Gewicht: Maximal circa 400 g

Alter: Maximal 6 Jahre

Verbreitung: Die Schwarzmundgrundel lebt in Europa und Asien im Brackwasser an den Küsten des Schwarzen-, des Asowschen- und mit der Unterart Neogobius melanostomus affinis an der westlichen Küste des Kaspischen Meeres. Sie bewohnt auch die Unterläufe von Flüssen, welche in diese Meere münden wie beispielsweise die Donau, welche ins Schwarze Meer fliesst.

Tobias Walter, 2022

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