Biber: Der noch Burgen baut

Ursprünglich traf man den Biber fast in ganz Europa, also auch in unseren Gewässern an. Das Nagetier wurde jedoch wie der Fischotter wegen seinem Fell und seinem Fleisch gejagt: Für die Kirche galt der Biber als Fisch, womit er in der Fastenzeit verspiesen werden konnte. Man hielt ihn auch als einen Fischfresser, obwohl er sich nur vegetarisch ernährt. Somit war der Biber bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottet.

Dank einzelnen Privatpersonen wurde er wieder angesiedelt und zwischen 1956 und 1977 141 Biber ausgesetzt. Auf diese Tiere geht der heutige Bestand von rund 3’500 Bibern zurück (Schätzung Stand Ende 2019). Der Rückeroberung unserer Gewässer durch den Biber steht aber noch einiges im Weg. Denn heute ist der Biber nicht mehr direkt sondern aufgrund des Verlustes seines Lebensraumes bedroht: Flussauen, Altarme und natürliche Seeufer mit Weichholzvegetation als einstige Bibergebiete sind vielerorts verschwunden. Flussverbauungen und Wanderhindernisse an Rhein und Birs behindern nach wie vor die Biber bei ihrer Suche nach neuen Revieren.

Lebensraum und Lebensweise

Biber lieben unverbaute Gewässer mit steilen, erdigen Böschungen, wo sie ihre Erdbauten graben. Sie suchen Orte mit flachen, sumpfigen Uferbereichen an stehendem bis langsam fliessendem Wasser. Ihr Revier erstreckt sich als 10 - 20 m breiter Streifen dem Ufer entlang. Was nicht fehlen darf sind Gehölze. Saftige Äste und Zweige sind ihre Leibspeisen, daher fällen sie Bäume, deren Rinde im Winter als Nahrung dient. Als «Baumfäller» lichtet der Biber Wälder auf und ermöglicht damit das Gedeihen einer vielfältigen Krautschicht. Baut er Burgen, entstehen Überschwemmungsbereiche, wo Waldbäume der Staunässe weichen. An ihre Stelle treten schnellwüchsige Weichhölzer, wie Weiden und Pappeln und ein grösseres Vorkommen an Wasserpflanzen wird gefördert.

Man sieht also: Der Biber gestaltet sein Umfeld um und dies kommt zahlreichen anderen Tier- und Pflanzenarten am und im Wasser zu Gute. Teils können zwar einzelne Konflikte durch Biberdämme entstehen, es gibt jedoch zwei weitere positive Effekte: Durch Biberdämme wird mehr Wasser in den Oberläufen zurückgehalten, grössere Wassermengen versickern langsam und werden zu Grundwasser. Zudem können Dämme durchaus die Spitze eines Hochwassers brechen.

Förderung

Durch Renaturierungen sollen nun weitere Biberlebensräume geschaffen und Wanderhindernisse an Rhein, Birs und Ergolz weiter abgebaut werden. Heute leben bereits wieder über 40 Individuen im Kanton Basel-Landschaft, wobei sie sich zuerst an den grossen Flüssen ansiedeln und erst wenn dort die Reviere besetzt sind, in die Nebenbäche vordringen. Immer mehr können so die Biber auch in unserer Region beobachtet werden.

Wissenschaftlicher Name: Eurasischer Biber, Castor fiber

Verwandtschaft: Die Familie Biber, Castoridae, besteht aus nur einer Gattung, Castor, die zwei Arten umfasst: Der Europäische Biber, Castor fiber, und der Kanadische Biber, Castor canadensis.

Gefährdungsstatus (IUCN): Im Jahr 1994 wurde er in der Schweiz als CR = vom Aussterben bedroht eingestuft. Aufgrund der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bibers wurde er 2008 auf VU = verletzlich zurückgestuft. Wegen dieser erfreulichen Entwicklung wurde der Biber aus der Liste der Prioritären Arten gestrichen. Bei der nächsten Revision der Roten Liste ist eine erneute Rückstufung wahrscheinlich.

Gefährdungsursachen: Direkte Verfolgung und Jagd führte zur damaligen Ausrottung. Heute haben vor allem die Landschaftsfragmentierung (stark befahrene Verkehrsstrassen und teils noch Verbauung der Gewässer) und Verbauungen der Uferzonen negative Auswirkungen auf die Biberpopulation.

Verbreitung: Europa und Asien, Verbreitung innerhalb der Schweiz (info fauna - CSCF, Biberfachstelle) 

Besonderes: Der Biber ist seit 1962 bundesrechtlich geschützt (Jagdgesetz, JSG SR 922.0).

Text von Thomas Huber,
aktualisiert von Nora Kaiser-Hungerbühler, Stand 2021.

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