Fledermäuse – fliegende Säuger mit Supergehör

Fledermäuse sind aus mehreren Gründen faszinierend. Zum einen besiedeln sie seit mehr als 50 Millionen Jahren die Erde. Zum anderen sind sie die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Das Alter wirft den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenfalls Rätsel auf: Die nachtaktiven Tiere werden bis zehn, zwanzig oder sogar bis zu dreissig Jahre alt. Ausserdem besitzen sie ein ausserordentlich starkes Immunsystem, obwohl sie mit vielen Krankheitserregern in Berührung kommen.

Fressfeinde und Gefährdungen

Falken, Eulen und vor allem auch Hauskatzen sind Feinde der Fledermäuse und fressen sie. Wenn Fledermäuse im Dachstock nisten, kann ein Steinmarder ebenfalls zur Gefahr werden und die Kolonie vertreiben. Auch der Mensch ist ein grosser Feind, nämlich durch seine Lebensart. Wir produzieren viel Lärm und Licht, was sich auf die Fledermäuse negativ auswirkt. Obwohl die Tiere blind sind, sind sie zum einen lichtempfindlich, zum anderen stört sie der Lärm bei der Ortung und kann zu Verwirrtheit führen. Auf dem Land können Fledermäuse entspannter leben, jedoch ist dort die Gefahr, gefressen zu werden, höher. Ausserdem können nicht alle Fledermäuse am selben Ort leben, daher zieht es viele in die Stadt. Dort entsteht dann die Problematik der Ruhestörung und des Lichtes.

Echoortung

Fledermäuse sind blind. Jedoch haben sie die gute Fähigkeit, sich anhand der Echoortung zu orientieren. Sie geben Laute von sich, die wir Menschen nicht hören können, da diese im Ultraschallbereich liegen. Wenn sie den Laut von sich geben und sie ihn hören können, dann wissen sie, dass der Weg frei ist und sie weiterfliegen können. Wenn der Ton hingegen erstickt, dann wissen sie, dass sich ein Gegenstand im Weg ihrer Flugbahn befindet. Anhand von der Echoortung stellen die Fledermäuse fest, wie weit ein Objekt entfernt ist, wie gross es ist und welche Form es hat. Ausserdem können sie mit dieser Technik Beute fangen.

Lebensräume

Wärme, Dunkelheit sowie trockene und windstille Umgebungen werden von Fledermäusen aufgesucht. Tagsüber verstecken sie sich in Gebäuden, hauptsächlich in Dachstöcken. Um Sicherheit zu haben, verkriechen sie sich in enge Ritzen und Spalten. Leider gibt es nicht genügend solcher Orte und das Rückzugsgebiet der Fledermaus fällt somit eher klein aus.
 

Text: Leonie Osterholz, Oktober 2022.

Überarbeitet von Lea Bosshart, Dezember 2022.

Quellen: www.fledermausschutz.chwww.deutschewildtierstiftung.dewww.planet-wissen.de


Artenförderung für Fledermäuse

In der Schweiz sind dreissig Fledermausarten nachgewiesen, zwanzig davon kommen in der Region Basel vor. Von 26 im Jahr 2014 bewerteten Arten stehen 15 auf der Roten Liste: drei Arten sind vom Aussterben bedroht, fünf sind stark gefährdet und sieben werden als verletzlich eingestuft. Weitere sieben Arten gelten als potenziell gefährdet. Alle einheimischen Fledermausarten sind bundesrechtlich über das Natur- und Heimatschutzgesetz und aufgrund von internationalen Abkommen (Berner Konvention sowie Eurobats-Abkommen) geschützt.

Zahlreiche Gefährdungen

Die nachtaktiven Säugetiere sind heute zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt: Durch Gebäudesanierungen verlieren sie ihre Quartiere. Das Ausräumen der Landschaft, lokal sogar Unterhaltsarbeiten an Bäumen tragen zur Dezimierung der Fledermausbestände bei. Aufgrund des Insektenschwundes wird das Nahrungsangebot immer knapper. Zudem stellt im Siedlungsraum die Beleuchtung ein Problem dar, denn die Mehrheit der Fledermausarten ist lichtscheu.

Um die Zukunft der flugfähigen Säuger zu sichern, ist die Mithilfe der Bevölkerung wichtig. Naturnahe Gärten mit grossem Insektenreichtum können Fledermäuse fördern. Verletzte oder erschöpfte Fledermäuse können kurzzeitig in Pflegestationen aufgenommen und gesund gepflegt werden. Das Anbieten einer solchen Überlebenshilfe bedingt fundierte biologische Kenntnisse, spezifisches Wissen über die Bedürfnisse der hier vorkommenden Fledermausarten sowie ausreichende Erfahrung in der artspezifischen Unterbringung.

Eine Ausbildung in Fledermaus-Notpflege vermittelt das theoretische Wissen und die praktischen Fähigkeiten, die für die tiergerechte Haltung sowie zum Betreiben einer eigenen Notpflegestation erforderlich sind. Die eidgenössische Tierschutzgesetzgesetzgebung schreibt die Halte- und Pflegebedingungen für Fledermäuse vor. Danach und gemäss Natur- und Heimatschutzgesetz braucht, wer Fledermäuse kurzfristig halten und pflegen will, eine spezifische Ausbildung. Zudem benötigt man für eine Fledermaus-Pflegestation eine Bewilligung des zuständigen kantonalen Amts.

Die Zahl der Fledermaus-Pflegestationen in der Region Basel ist gering. Interessierte Personen finden Informationen zur Ausbildung in Fledermaus-Notpflege und zum Betreiben einer Pflegestation über die unten aufgeführten Links.

Fledermäuse sind Wildtiere. Ziel der Notpflege ist es, Findlinge dank möglichst kurzer und optimaler Pflege überlebensfähig zurück in die Natur zu entlassen. Der Eingriff in die Natur soll so klein wie möglich gehalten werden.

Was du tun kannst, um die Arterhaltung der Fledermäuse zu fördern:

  • Beleuchtung im Garten vermeiden und so die Lichtverschmutzung reduzieren.
  • Gestaltung eines naturnahen Gartens mit grossem Insektenreichtum.
  • Einrichten einer Fledermaus-Pflegestation.

Text: Fabienne Kim
Erschienen im WWF Magazin Region Basel 1/2022, März 2022.

Wissenschaftlicher Name: Die einheimischen Fledermäuse gehören zur Familie Microchiroptera, welche mit der Familie Macrochiroptera (Flughunde) zur Ordnung Chiroptera gehören.

Verwandtschaft: In der Schweiz gibt es 30 verschiedene Fledermausarten. Somit stellen sie die meisten Säugetierarten der Schweiz (99 einheimische Säugetierarten).

Gefährdungsstatus (IUCN): 4 der 30 einheimischen Fledermausarten wurden nicht evaluiert. 26 Fledermausarten konnten hinsichtlich ihres Gefährdungsgrades eingestuft werden, davon sind 4 Fledermausarten nicht gefährdet (LC), die restlichen 22 Arten stehen auf der roten Liste (!):

  • 3 Fledermausarten sind vom Aussterben bedroht (CR),
  • 5 Arten stark gefährdet (EN),
  • 7 Arten verletzlich (VU)
  • und 7 Arten werden als potenziell gefährdet (NT) eingestuft.

Körpergrösse: Kopf-Rumpf-Länge: 4 cm (Mückenfledermaus) bis 10 cm (Riesenabendsegler);
Flügel-Spannweite: 24 cm (Mückenfledermaus) bis 45 cm (Riesenabendsegler).

Gewicht: Kleinste einheimische Art, Mückenfledermaus: rund 3 g;
grösste einheimische Art, Riesenabendsegler: über 50 g.

Alter: Bekannter Rekord lieg bei 41 Jahren einer Brandtfledermaus aus Sibirien.

Verbreitung: Fledermäuse siedeln sich weltweit an, allerdings sind in den polaren Zonen keine Fledermäuse vertreten.

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